Historie
Meine Eltern haben immer erzählt, dass ich seitdem ich mit 4 Jahren meinen Opa Edi im weißen Kittel gesehen habe, sicher wusste, dass ich das auch mal machen wollte. Mein Opa begann nach dem Krieg in Nordwalde eine kleine Praxis aufzubauen. Nach Erzählungen hatte er zu Beginn nur einen einzigen Raum und machte seine Hausbesuche mit einem geliehenen Fahrrad. Zwei seiner drei Söhne wurden ebenfalls Allgemeinmediziner. Mein Vater übernahm dann, nachdem wir mit meinem Bruder und meiner Mutter 1983 von Würzburg nach Nordwalde gezogen waren, 1984 die Praxis seines Vaters und ich wurde von der Unterfränkin zur Münsterländerin.
1999 erfüllte ich mir meinen Kindheitstraum und startete mit meinem Studium der Humanmedizin an der Westfälischen-Wilhelms-Universität in Münster.
Die ärztliche Approbation erhielt ich 2005. Im Anschluss begann ich meine Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin im Marienhospital Emsdetten. Ich habe mir damals bewusst ein „kleines“ Haus ausgesucht. Die Innere Abteilung war nicht nach Fachbereichen aufgeteilt, so dass man „alles“ behandelte, sowohl den Herzinfarkt, als auch den „akuten Bauch“. Ich habe die Zeit unter der Leitung von Dr. Bernd Eienbröker sehr genossen. Er hat den Patienten noch als Ganzes gesehen und wenn ich ihm in der Chefarztvisite nichts zur Sozialanamnese sagen konnte (Was macht der Patient beruflich? Ist er verheiratet? Hat er Kinder? Lebt er alleine? Hat er private Probleme?), war er nicht zufrieden.
2011 setzte ich die Ausbildung im ambulanten Bereich bei dem Allgemeinmediziner Dr. Peter Heitmann in Neuenkirchen fort und vollendete sie 2013 in der Praxis meines Vaters Dr. med. Burghard Brockötter.
Im darauffolgenden Jahr schied mein Vater aufgrund einer schweren Erkrankung aus der Praxis aus. Unsere gemeinsame Zeit, auf die wir uns so gefreut hatten, war dadurch leider nur sehr kurz.
Ab da war ich alleinverantwortlich für die Praxis. Das war keine einfache Zeit, aber durch ein tolles Netzwerk mit lieben Kollegen und ein noch tolleres Praxisteam war es zu bewältigen! Außerdem war ich ja sozusagen mit der Praxis groß geworden und Papa hatte mir schon früh das wichtigste Handwerkszeug mitgegeben, wofür ich ihm noch heute sehr, sehr dankbar bin.
2018 erwarb ich die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin. Denn ich bin überzeugt davon, dass eine gute Medizin am Lebensende nicht immer eine Medizin der Superlative sein muss, sondern dass Empathie und das Wissen, wo und wann man Grenzen setzen darf, eine große Bedeutung haben.
Meine Ausbilder im stationären als auch ambulanten Bereich - vor allem aber mein Papa, mit dem ich schon als „Dötzken“ Hausbesuche fahren durfte - haben mir früh mitgegeben, dass man den Menschen behandelt und nicht Bilder, Laborwerte oder Berichte. Diese Erinnerungen werde ich ewig bewahren!
Ich habe zwei Kinder und wohne in Steinfurt.